Sport

Volle Konzentration von Anfang bis Ende!

Jedes Jahr erwacht die 5. Jahreszeit – der Karneval. Neben Bands und Rednern wirbeln auch Tanzgruppen durch die Säle. Ich selbst tanze schon seit 20 Jahren über die Bühnen des Karnevals. Aber Eine ist ganz besonders.

Bonn. Der Telekom Dome ist außer Rand und Band – keiner sitzt mehr auf seinem Platz. Es ist unfassbar laut und das Publikum jubelt, was das Zeug hält. Kein Wunder, die Band Kasalla verlässt gerade die Bühne. Für Jubeln ist bei mir aber keine Zeit mehr, denn jetzt heißt es volle Konzentration.

Im Telekom Dome sind normalerweise die Telekom Baskets zuhause und feiern dort ihre Siege. Aber heute nicht – heute steigt hier eine der größten Karnevalspartys im Rheinland. Und genau da stehe ich gerade: nicht zum Feiern, sondern zum Tanzen. Schon seit 20 Jahren tanze ich bei den Kölner Paulinchen. Der Auftritt im Telekom Dome ist aber jedes Jahr ein ganz besonderes Erlebnis.

19.30 Uhr – noch 30 Minuten bis zum Auftritt

Im Backstagebereich angekommen, ziehe ich mich direkt um und gucke, ob alles in Ordnung ist. Hat die Strumpfhose eine Laufmasche? Sind die Schnürsenkel doppelt geknotet? Ist das Make-Up noch frisch? Alles Fragen, die jetzt ein bisschen verrückt wirken, aber zu meinem Check-Up vor jeden Auftritt gehören. 

19.40 Uhr – noch 20 Minuten bis zum Auftritt

Ich starte so langsam mit meinem Aufwärmprogramm. Jeden Muskel – von Kopf bis Fuß – wärme ich auf, damit ich auf der Bühne alles geben kann und mich nicht verletzte. In meinem Kopf gehe ich noch ein letztes Mal den Tanz durch.

19.50 Uhr – noch 10 Minuten bis zum Auftritt

So langsam steigt die Aufregung in der Gruppe. Alle Tänzerinnen versammeln sich und hören der Ansprache meiner Trainerin zu. Wir bekommen letzte Anweisungen, Informationen zu den Bühnenverhältnissen und ein Traubenzucker für den Blutzucker darf natürlich auch nicht fehlen. Rechts und links packe ich die Hände meiner Tanzkolleginnen. Zusammen rufen wir unseren Glücksruf: Toi Toi Toi.

19.55 Uhr – noch 5 Minuten bis zum Auftritt

Im Vorraum verteilt meine Trainerin Minzöl. Wofür das gut ist? Es sorgt für einen freien Atem. Danach geht es mit den anderen zum Bühnenaufgang. Die Menge ist gut drauf und feiert die Band vor uns.

20.00 Uhr – Auftrittszeit

Gerade rollt noch das Schlagzeug von der Bühne und schon werden wir angekündigt. Die Einlaufmusik beginnt und ab jetzt heißt es volle Konzentration. Die nächsten 25 Minuten bin ich wie eine Maschine. Eine Maschine, die nur noch abliefert. Jeder Schritt, jede Hebung sitzt fest in meinem Kopf und wird nur noch abgespielt. 

20.25 Uhr – der letzte Tanzschritt

Während dem Auftritt blende ich das Publikum und den Lärm aus. Ich konzentriere mich voll und ganz auf das Tanzen. Nur noch ein Schritt – der Tanz ist zu Ende.  Es ist, als wäre eine Blase geplatzt.  Ich höre den Jubel des Publikums, bin völlig außer Atem, aber strahle wie ein Honigkuchenpferd. Kurz den Moment genossen, heißt es auch schon wieder Abmarsch. Die nächste Band steht schon in den Startlöcher und für mich heißt es: Abfahrt zum nächsten Auftritt.

Behind the scenes beim Sportjournalismus-Workshop der Fachhochschule des Mittelstands (FHM)

Christina Grommes