„Ohne Rot-Weiß Oberhausen wäre ich heute nicht hier“
Christian Straßburger ist seit vielen Jahren Kommentator, Moderator und Podcaster. Aktuell ist er für Sky Deutschland, RTL und MagentaSport tätig und hat sich dort vor allem auf die Sportwelt und den Fußball spezialisiert. In diesem Interview spricht der 34-Jährige über seine Anfänge in der Medienwelt und seinen Weg zum Sportkommentator.
Hallo Christian, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst. Wie hat deine Leidenschaft für den Fußball begonnen?
,,Als Kind war ich tatsächlich eher Fan der Formel 1 und des Skispringens. Ich bin dann mit meiner Familie nach Mönchengladbach gezogen. Dort durfte ich durch Freikarten meiner Schule das erste Mal ins Stadion von Borussia Mönchengladbach am Bökelberg. Als die Borussia das erste Tor schoss, hat mich die Euphorie so begeistert, dass meine Leidenschaft für den Fußball begonnen hat.“
Hast du damals schon daran gedacht, in der Zukunft irgendwann Sportreporter zu werden?
,,Ich war schon immer sehr kommunikativ. Mit meinem altmodischen Aufnahmegerät habe ich eigene Sendungen aufgenommen und moderiert, Reportagen eingesprochen und PlayStation Gameplay kommentiert. Da ich jedoch nur eine Kassette besaß, musste ich diese immer umdrehen und neu bespielen. Dadurch kam mir der Traum, dass ich später Fußballkommentator werden möchte.“
Welche frühen Erfahrungen und Praktika hast du gemacht? Erzähl uns über deine Anfänge in der Welt der Sportmedien!
,,Um wertvolle Erfahrung zu sammeln, habe ich viele Praktika absolviert. So war ich beispielsweise bei LIGA total, Sport1 und habe viele Castings absolviert. Eines dieser habe ich sogar gewonnen, sodass ich bei Bundesliga Aktuell Fan-Moderator wurde und dadurch eine Live-Show moderieren durfte. Somit habe ich sehr viel ausprobiert und verschiedene Eindrücke gesammelt.“
Dein erster richtiger beruflicher Schritt in der Branche startete bei Rot-Weiß Oberhausen, wo du als Pressesprecher tätig warst. Wie bist du dazu gekommen und wie war diese erste große Erfahrung für dich?
,,Während meines Studiums habe ich mit einem Kumpel ein Spiel von Rot-Weiß Oberhausen live im Stadion gesehen. Dort habe ich bemerkt, dass der Verein im Umgang mit den Medien nicht so breit aufgestellt war. Daher bewarb ich mich in der Presseabteilung und durfte bereits eine Woche später YouTube-Videos für den Vereins-Kanal produzieren. Mit der Zeit habe ich mich dort stetig weiterentwickelt und wurde erst Stadionsprecher, dann Pressesprecher. Ich muss es so klar sagen: Ohne Rot-Weiß Oberhausen wäre ich heute nicht hier!“
Im Jahr 2017 hast du ein Volontariat bei Borussia Mönchengladbach begonnen. Wieso hast du dich für diesen Schritt entschieden?
,,Ich hatte über die Jahre immer wieder Kontakt zur Borussia. Irgendwann habe ich dann das Angebot von Gladbach bekommen, um im Pressebereich das Radio und Social Media zu übernehmen. Ich habe mir sofort gedacht: Das mache ich! Die Borussia ist Bundesligist und ein großer europäischer Verein. Außerdem bin ich dort aufgewachsen und es war eine große Ehre für mich, vom Verein selbst angesprochen zu werden. Deshalb wollte ich diesen Schritt unbedingt gehen.“
Wie hast du die Zeit bei Gladbach erlebt? Was waren deine Aufgaben und Eindrücke?
,,Insgesamt war es eine sehr schöne Zeit. Ich war zuständig für den Social-Media Bereich, habe das sogenannte FohlenRadio eingeführt und durfte am Wochenende die Spiele der Borussia für den Verein kommentieren. Die Aufgaben waren wirklich sehr vielseitig und haben mir sehr viel Spaß gemacht.“
Wie schwer ist es als Gladbach-Fan Fußballspiele des Lieblingsvereins neutral zu kommentieren?
,,Beim FohlenRadio habe ich die Spiele von Gladbach nicht neutral kommentiert. Natürlich hatte ich Respekt vor dem Gegner, aber es war auch irgendwo meine Aufgabe für die Borussia zu sein. Danach habe ich noch einmal ein Spiel von Gladbach bei einem anderem Medium kommentiert. Da war es jedoch kein Problem für mich neutral zu sein. Im Endeffekt ist das ja auch mein Job.“
Welche Eigenschaften bewertest du noch als essenziell, wenn jemand Sportkommentator oder Moderator werden möchte?
,,Das Wichtigste ist auf jeden Fall eine gute Stimme. Zusätzlich sollte man ein großes Spielverständnis haben, hin und wieder Emotionen zeigen und keine Angst davor haben, zu kommentieren und eine Meinung einzunehmen. Man muss verschiedenste Situationen richtig einordnen und Entscheidungen in Sekunden treffen können. Für diese sollte man geradestehen, auch wenn sie korrigiert werden muss. Diese Stärke deiner Haltung musst du haben.“
Mittlerweile bist du für RTL, Magenta Sport und Sky tätig. Ist es eine Herausforderung für mehrere verschiedene Medien zu arbeiten?
,,Nein, ist es nicht. Heutzutage können dir die Sender keine Exklusivität mehr bieten, weshalb viele der Sportrechte verteilt sind. Daher müssen wir Sportkommentatoren bei mehreren Medien arbeiten. Dadurch leidet natürlich die Terminfindung ein wenig darunter. Schließlich hat die Woche auch für mich nur sieben Tage und die meiste Zeit davon arbeite ich. Aber das Arbeiten an sich ist bei den Medien ähnlich.“
Also ist es auch schwer in der öffentlichen Medienbranche Privat- und Arbeitsleben unter einen Hut zu bringen?
,,Ja, es ist schwer, aber machbar. Es funktioniert nur, wenn du dich konzentrierst, den Fokus nicht verlierst und einfach arbeitest.“
Zum Abschluss: Hast du noch ein bestimmtes berufliches Ziel im Kopf, das du noch erreichen möchtest?
,,Einerseits ist es mein großer Traum in der 1. Bundesliga zu kommentieren. Andererseits bin ich ein großer Fan von Amerika. Dort findet 2026 das WM-Finale im MetLife-Stadium statt. Auch wenn ich dann noch nicht so weit sein werde, das Finale zu kommentieren, so wäre es doch ein Traum von dort live zu berichten.“
Vielen Dank!
Ein Interview von Luca Müller und Nils Janssen
Fotos: Philipp Busch