LifestyleMehr SportSport

Wie ich mein großes Ziel verfehlte und trotzdem gewann

Sportjournalismus studieren an der Deutschen Sporthochschule in Köln -Der Sportuniversität in Europa- Das war mein Ziel. Warum ich es nicht erreicht habe – und trotzdem total glücklich bin. 

Ich war nie die sportlichsten Person, wurde im Sportunterricht immer als Letzte gewählt. Und ich liebe Journalismus und die Vorstellung, ihn zu meinem Beruf zu machen, gefällt mir sehr. Für meinen Volleyballverein habe ich ein Jahr lang das social media Management übernommen und bin dadurch auch mit multimedialem Sportjournalismus in Berührung gekommen. Wenig hat mir bisher soviel Spaß gemacht, wie das Fotografieren, Filmen und Schreiben bei und über sportliche Ereignisse. Bei meiner Recherche finde ich heraus, dass man an der SpoHo in Köln Sportjournalismus studieren kann. Das ist genau mein Ding, es gibt allerdings eine Hürde: Der Eignungstest. DER Eignungstest – über den es SPIEGEL Dokus gibt, wie unbestehbar er doch sei. 

Aber wenn man nicht an seine Ziele glaubt, kann man sie auch nicht erreichen. Also heißt es raussuchen, worauf ich geprüft werde: 

Um als Frau den Eignungstest an der Sporthochschule in Köln zu bestehen muss man Folgendes leisten: 

  • Leichtathletik
    • 100 m Sprint in 15,5 Sek
    • Hochsprung 1,20m 
    • Kugelstoßen 4 kg 6,75m 
  • Turnen 
    • Sprunghocke 1,20m über das Pferd 
    • Bodenturnen
    • Reckturnen
    • Kraftübung (Schaukeln im Beugehang an Ringen)
  • Schwimmen
    • Kopfsprung vom 1m Brett
    • 20 m Streckentauchen
    • Techniküberprüfung Kraul/Brustschwimmen
    • 100m Zeitschwimmen in 2 Min
  • Mannschaftsspiel
    • Aus Basketball, Fußball, Volleyball, Handball oder Hockey eins auswählen; Überprüfung auf Regelkunde und taktisches Verständnis 
  • Rückschlagspiel
    • Aus Badminton, Tennis oder Tischtennis eins auswählen; Überprüfung auf Regelkunde und taktisches Verständnis
  • Ausdauer
    • 2km in 10 Min 

Also geht es ins Training

Jetzt gehe ich neben zwei Mal Volleyballtraining in der Woche noch einmal die Woche Badminton spielen und treffe mich mit einer Freundin zum Schwimmen, wann immer es geht. Sie bringt mir Kraulen bei, das konnte ich vorher noch gar nicht. Ich stehe vor der Schule auf und jogge. Mein Kalender wird immer voller, denn ich schreibe ja auch noch in diesem Jahr mein Abitur. Aber je mehr ich Sport mache, desto mehr merke ich nicht nur die körperlichen, sondern auch die mentalen Effekte der Bewegung. Der Sport gibt mir eher Energie, als dass er mir welche raubt. 

Ende Januar 2023 ist der Übetag an der Sporthochschule. Man kann alle Disziplinen, die beim Eignungstests geprüft werden einmal unter „Realbedingungen“ in den Räumlichkeiten der Hochschule probieren. Da werde ich auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt – in einigen Disziplinen bin ich noch zu weit zurück. Das Kugelstoßen und Turnen fällt mir sehr schwer und das ständige Vergleichen mit den Sportler:innen macht es auch nicht leichter, sich darauf zu konzentrieren, was ich alles gut kann. Beim Schwimmen habe ich nämlich eigentlich persönliche Erfolge zu verzeichnen. Erschöpft und betrübt fahre ich wieder nach Hause. Ich höre trotzdem nicht auf zu trainieren, vielleicht klappt es ja beim zweiten Termin im Sommer. Nebenbei lerne ich weiter für mein Abitur und betreue den öffentlichen Auftritt meines Sportvereins. 

Dann folgt der Rückschlag

Im März wird mir alles zu viel. Wegen meiner Unaufmerksamkeit stolpere ich beim Volleyball ungeschickt über eine Bank und ziehe mir eine komplizierte Ellenbogenverletzung zu. Meine Ärztin sagt, ich wäre sechs Wochen aus dem Sport raus. Es vergehen insgesamt fünf Monate, bis ich wieder komplett schmerzfrei Volleyball spielen kann. 

Mein Ziel gebe ich auf, ich finde ein anderes Studienfach und denke so gut wie gar nicht mehr an den Eignungstest. Der ist für mich passé. Aber eine Sache ist geblieben – hat sich sogar verändert: 

Ich hab mich in den Sport verliebt.

Ich liebe Sport immer noch, gehe laufen, wann immer ich Lust habe. Mache regelmäßig Liegestütz Challenges mit mir selbst und stelle mich auch mal aus dem Nichts in einen Handstand im Alltag. Jetzt aber aus anderen Gründen. Ich will nicht irgendwas bestehen oder besser sein als jemand anderes, sondern ich möchte meinen Körper kontrollieren und fühlen können. Ich möchte mich bewegen, weil es mir Spaß macht und gut für meine Gesundheit ist. 

An den ganzen Leuten, die gegen ihren Bauch anrennen oder sich mit Gewichten auf den Schultern über andere erheben wollen, bin ich vorbeigezogen. Und das sogar, ohne schneller als sie zu rennen. 

Lea Richter

Warum es sich lohnt, Sport zu machen

Dieser Beitrag ist beim Workshop „Multimediales Arbeiten im Sportjournalismus“ an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln entstanden. Im Podcast erzählen zwei Teilnehmerinnen von ihren Erfahrungen: