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Archie Rhind-Tutt – Über die Grenzen hinausgewachsen

Er gilt als einer der bekanntesten britischen Fußballreporter in Deutschland: Archie Rhind-Tutt arbeitet als Bundesliga-Reporter für den US-Sportsender ESPN. Der 31-Jährige wohnt deshalb auch bereits seit einigen Jahren in Deutschland. Ein Porträt über einen Mann, der einem großen Rückschlag standhielt und nun seinem absoluten Traumjob nachgeht.

Köln. Es gibt Menschen, die auf den ersten Blick nicht einzuschätzen sind. Geheimnisvoll, undurchsichtig, nicht zu greifen. Und es gibt diejenigen, bei denen die Persönlichkeit sofort erkennbar wird. Menschen, die direkt zeigen, wer sie sind und wofür sie stehen. Genau so einer ist Archie Rhind-Tutt. Für viele ist er der positive und lustige Fußballreporter an der Seitenlinie, doch er ist auch einfach nur Archie. Eine normale Person, die wie jeder andere auch durch schwere Zeiten geht und ernst über wichtige Dinge im Leben spricht.

Geboren in London, aufgewachsen als Fulham-Fan. Seine Begeisterung für den Fußball hat sich schon früh entwickelt. Auf den deutschen Fußball wurde er erst als Jugendlicher im Jahr 2008 aufmerksam. Auf einer Schulreise nach Nürnberg hat er Massen an Fußballfans zum Spiel des 1. FC Nürnberg gegen Hansa Rostock gehen sehen. Das hat sein Interesse so stark geweckt, dass der deutsche Fußball präsent in seinem Kopf war. 2010 hat er begonnen Journalismus in Brighton zu studieren, rutschte in die Medienwelt. Während dieser Zeit lernte er die Bundesliga weiter kennen. Eine „große Liebe“ begann, wie er selbst beschreibt. Im Jahr 2015 folgte der große Schritt: Er zog nach Deutschland, genauer gesagt nach Köln, um hier seinem Traum als Bundesliga-Reporter nachzugehen.

Traumjob in Deutschland

Ehrgeizig, motiviert. Das ist Rhind-Tutt. Seinen Job nimmt er sehr ernst. In der Vergangenheit hat er bereits für unzählige verschiedene Unternehmen gearbeitet, unter anderem für den Guardian, die Times, BBC, The Athletic und FOX Sports. Dort hat er unter anderem auch Radiosendungen und Podcasts produziert. Seit September 2020 arbeitet er frei für den amerikanischen Sportsender ESPN als Reporter in der Bundesliga. Am Spielfeldrand moderiert er die Fußballsendungen und führt viele Interviews mit Spielern und Trainern. „Ich lebe meinen Traum“, erzählt Rhind-Tutt. Echte, natürliche und entspannte Interviews mit seinen Gesprächspartnern führen, das ist sein Ziel. Dass sich jeder dabei wohlfühlt, ist ihm besonders wichtig. Dabei steht der Spaß immer im Vordergrund.

Auch deshalb hat er die deutsche Sprache gelernt. Er spricht fließend Deutsch, baut immer wieder englische Wörter ein. Zudem kommt der englischer Akzent immer wieder durch. Doch Rhind-Tutt spricht sehr selbstbewusst, sodass es schon fast gar nicht auffällt, dass er Brite ist. Schon immer hat er das Reisen geliebt, die Welt erkundet. Nun spielt sich der gesamte Lebensmittelpunkt des 31-Jährigen in Deutschland ab. Er wohnt in Köln, mag das Leben in der Stadt. Besonders begeistert ihn das Essen hier. Ironischerweise isst er gerne italienisch. Zudem singt der Brite im Chor, spielt einmal die Woche selbst Fußball. Mittlerweile ist er „stolzer Fan“ von Fortuna Köln. Doch der Umzug von London nach Deutschland war kein einfacher. Die umfassende Bürokratie, zu Beginn noch die Sprache: Große Umstellungen der neuen Umwelt. Doch was ihn an Deutschland so fasziniert, sind die Menschen. „Sehr offen, respektvoll, nett und herzlich.“ Ein Grund, warum er hier geblieben ist und genau diesem Job nachgeht.

Archie Rhind-Tutt hat Spaß beim Media.Day an der FHM in Köln.

Archie Rhind-Tutt ist ein sehr offener Mensch. Das wird sofort deutlich, als er die Fachhochschule des Mittelstands in Köln zum Media.Day betritt. Immer ein Lächeln auf den Lippen und einen Witz parat. Diese positive Ausstrahlung ist ansteckend. Spricht er über Fußball, kommt das Gefühl auf, er ist in einer anderen Welt. In seiner Welt, die er lebt und liebt. Doch seine Offenheit zeigt auch eine andere Seite von ihm. Ruhig, ernst und verletzlich. Sehr offen spricht er über mentale Gesundheit und Depressionen, mit denen er in der Vergangenheit zu kämpfen hatte. Er bezeichnet es selbst als „eine sehr schwere und dunkle Zeit“ in seinem Leben. Sogar eine Pause von seinem Beruf musste er nehmen. Die hat er auch gebraucht, um alles aufzuarbeiten und sich besser zu fühlen. „Ich bin immer noch nicht bei 100 Prozent, das braucht noch seine Zeit.“ Auch das gibt er offen und ehrlich zu. Er hofft nun, dass er anderen mit seinen Erfahrungen helfen kann. Auf seinen Social-Media-Kanälen beschreibt er sehr offen und detailliert, was ihm geholfen hat. „Meine Freunde und meine Familie haben mich in dieser Zeit sehr unterstützt“, erklärt er. Auch Therapie hat ihm geholfen, die er immer noch wahrnimmt. Dadurch kann er als Vorbild für andere dienen.

Auffällig bei Rhind-Tutt: Seine bunte Kleidung. Mittlerweile ein Markenzeichen. Er kleidet sich jeden Tag selbst ein. Wie er sich eben fühlt und es passt. Authentisch. Dennoch möchte er es auch nicht übertreiben und vor der Kamera eine gewisse Professionalität wahren. So bleibt er sich treu und drückt sich selbst aus. Das spiegelt seine Art genau wider. „Das bin einfach ich. Etwas komisch, aber glücklich“, erzählt er lachend. Und er will so bleiben. Und genau das beschreibt Archie Rhind-Tutt. Ein offener und ehrlicher Mensch, der einfach er selbst ist. Echt, verstellt sich nicht. Er drückt das aus, was er fühlt und denkt. Und damit hat er einen inneren Kampf schon gewonnen. Archie Rhind-Tutt, ein Mensch wie jeder andere.

Luca Müller

Fotos: Philipp Busch